Ausbildung mit Konzept
Interview mit Kurt Wernli
Leiter Berufs- und Weiterbildung
Telefon 058 123 89 47
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Das Unternehmen Jost Elektro AG steckt viel Wissen und Energie in die Ausbildung der Lernenden. Rund 50 von den insgesamt 150 Mitarbeitenden sind Berufsbildner, die die momentan 40 Lernenden unterstützen und fördern. Leitfaden für die Ausbildung ist das betriebsinterne Ausbildungskonzept.
Während viele Betriebe einen Mangel an geeigneten Lernenden beklagen, hilft sich das Elektrofachgeschäft Jost Elektro AG selbst. Kurt Wernli, Bereichsleiter Berufsbildung bei Jost Elektro AG, bestätigt sehr wohl, dass sich der Arbeits- und Lehrstellenmarkt stetig verändere. Allerdings ging das Unternehmen diese Herausforderung mit eigenen Ideen an: Vor acht Jahren entwickelte Kurt Wernli ein Ausbildungskonzept, das regelmässig optimiert wird. Das Konzept formuliert Ziele, Regeln und Massnahmen und damit einhergehende, weiterführende Konsequenzen: Etwa wie die Umsetzung überwacht werden kann und die beteiligten Mitarbeitenden weitergebildet werden sollen.
Eine Frage des Respekts
Die kompromisslose Einsicht, dass Lernende keine «billigen Arbeitskräfte» sind, liegt dem Ausbildungskonzept zugrunde. Doch wo Respekt vergeben wird, wird Respekt auch erwartet. «Wer bei uns eine Lehre machen möchte, muss mindestens eine Schnupperwoche hier verbracht haben», sagt Kurt Wernli. Es gehe darum, sich gegenseitig kennenzulernen und abschätzen zu können, ob man während der nächsten Jahre die Arbeitstage miteinander verbringen möchte. «Wir legen grossen Wert auf hohe Selbst- und Sozialkompetenzen», betont er. Zeugnisnoten seien hingegen weniger ausschlaggebend beim Auswahlprozess der Lernenden. Auch der Wille, zu lernen ist für einen Ausbildungs-platz bei Jost Elektro AG zu einem grossen Teil mitentscheidend – mehr als vermeintliche persönliche Schwächen negativ ins Gewicht fallen. Gerade mit Menschen, die im Vergleich zu den meisten Lernenden in irgendeiner Form benachteiligt sind, hat Kurt Wernli beste Erfahrungen gemacht.
Der aus einem andern Land Neuzugezogene, der selbst die deutsche Sprache noch lernen muss; der junge Mensch mit Leseschwäche; der ehemalige Ausländer, dessen Ausbildung in der Schweiz nicht anerkannt wird und der nun nochmal in die Lehre geht: Sie alle nutzten die ihnen gebotene Chance und schlossen ihre Lehre mit sehr guten Leistungen ab oder sind auf bestem Weg dazu. «Die Jungen von hier und heute haben alles im Überfluss», stellt Wernli fest. «Sie kennen jene Not nicht, die andere Menschen dazu bringt, aus einer ehrlichen Chance mit grösster Anstrengung das Allerbeste zu machen.»
Ausbildung macht den Unterschied
«Die Ausbildungsziele werden erreicht, indem wir die Lernenden führen und fördern», fasst Kurt Wernli den Umgang mit Lernenden in aller Kürze, aber sehr treffend zusammen. Die Vorgaben gelten für alle gleich – für Schulabgängerinnen und -abgänger ebenso wie für die zurzeit vier Erwachsene, die bei Jost Elektro AG eine Ausbildung absolvieren. «Eine gute Ausbildung macht den Unterschied», bilanziert Wernli. Das sind keine leeren Worte. Eine «gute Ausbildung» zielt gemäss dem internen Ausbildungskonzept darauf ab, die Lernenden
- zu Top-Fachleuten mit guten Zukunftschancen auszubilden
- zu lehren, Verantwortung zu übernehmen und diese zu tragen
- zu befähigen, selbständig zu entscheiden und zu arbeiten
- dahin zu bringen, in einem Team gemeinsame Ziele zu verfolgen und zu erreichen
- darauf vorzubereiten, unter Leistungsdruck fachlich hochwertige Arbeiten zu erstellen
Bei alldem ist es dem Team von Berufsbildnern rund um Kurt Wernli wichtig, dass sich die Lernenden in der «Jost-Familie» wohl fühlen. Gegenseitiger Respekt und Vertrauen sollen das Miteinander prägen, sodass auch Fehler, Versäumnisse oder Missgeschicke offen miteinander besprochen werden können.
Damit das mit dem Respekt und Vertrauen im Umgang von Mensch zu Mensch klappt, braucht es Regeln. Auch diese sind im Ausbildungskonzept klar formuliert. Sie reichen von vermeintlich «banalen», aber grundsätzlichen Forderungen wie keine Straftaten auszuüben, über Vorgaben zum Gebrauch des privaten Handys bis zum Umgang mit dem zur Verfügung gestellten Werkzeug oder der Berufskleidung. Nichts bleibt ungeschrieben, was dem gemeinsamen Erfolg im Weg stehen könnte. Arbeitssicherheit und die eigene Gesundheit werden ebenfalls thematisiert und sind Inhalte regelmässiger Weiterbildungen.
Viele bleiben oder kommen zurück
Die positive Wirkung des Ausbildungskonzepts kann an vielen Dingen seit dessen Einsetzung abgelesen werden:
- Bei Lehrabschlussprüfungen erreichen die Lernenden top Ergebnisse
- die Fehlerquote wurde reduziert
- eine Leistungssteigerung ist feststellbar
- die Lernenden sind schneller selbständig einsetzbar.
«Wir hinterlassen als Arbeitgeber einen bestimmten Eindruck», ist sich Kurt Wernli bewusst. «Eine gute Ausbildung ist für uns ein Sympathieträger in der Öffentlichkeit.» Dass die Lernenden das Angebotene schätzen, mag auch die Tatsache belegen, dass viele Lernende nach Lehrabschluss im Unternehmen bleiben oder nach weiteren «Lehr- und Wanderjahren»