Grosse Ziele

Tim Ecknauer bringt Berufslehre, Berufsmatur und Spitzensport unter einen Hut. Der Elektroinstallateur im zweiten Lehrjahr bei der Jost Elektro AG verfolgt das Ziel, im September 2017 an den Europameisterschaften der Rettungsschwimmer teilzunehmen.

Tim ecknauer web1
Tim Ecknauer ist Elektroinstallateur im zweiten Lehrjahr bei der Jost Elektro AG.

Wenn andere sich mit Freunden treffen oder dem süssen Nichtstun frönen, trainiert Tim Ecknauer. Als Mitglied des Nationalkaders in der U18-Kategorie hat er die Qualifikation für die Europameisterschaften im nächsten September eigentlich geschafft, doch eine letzte Selektion für die EM findet im Mai statt. Sechs Schweizer Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer werden die Schweiz an den Titelkämpfen in Belgien vertreten. Sich dafür zu qualifizieren, sei für ihn sehr schwierig, ist sich Tim Ecknauer bewusst.

Der Ehrgeiz juckte

Vor knapp vier Jahren erst hat er diesen Sport für sich entdeckt. Nachdem er in einem Verein Fussball gespielt hatte und im Turnen aktiv gewesen war, ihn aber beides nicht wirklich packte, suchte er über einen Sporttest von Jugend und Sport eine für ihn geeignete Sportart, die er intensiv ausüben könnte. «Die Auswertung des Tests schlug mir Rudern oder Rettungsschwimmen vor», erzählt er. Da zu der Zeit just in Brugg ein Wettkampf der Rettungsschwimmer stattfand, ging er hin. Und war fasziniert. Er machte bei der SLRG Baden-Brugg ein Probetraining mit, und sein Entschluss stand fest. Er trat dem Verband bei und begann, regelmässig einmal pro Woche zu trainieren. Der Ehrgeiz packte ihn, und als 2015 die Jugend-Schweizermeisterschaften anstanden, intensivierte er sein Training. Der Einsatz lohnte sich: Sein Team gewann die Goldmedaille.

Das war gleichzeitig das Ende seiner Juniorenzeit: Er wechselte zu den Erwachsenen. Um an Wettkämpfen mithalten zu können, trainiert er inzwischen zweimal wöchentlich im Verein und zweimal pro Woche zusätzlich im Fitness-Center. Doch was beinhaltet «Training» in dieser Sportart? «Die Sportart ist sehr vielseitig», beginnt Tim Ecknauer zu erklären. «Das ist mehr als nur Schwimmen.» Bei Wettkämpfen wird zwischen verschiedenen Disziplinen im Schwimmbecken (Pool Life Saving) und im Freiwasser (Surf Life Saving) unterschieden. Da ist zum Beispiel Hindernisschwimmen in der Staffel zu finden, das Retten einer lebensgrossen Puppe, Schwimmen und Retten mit Flossen, ein Rettungsbrettrennen, ein Sprintrennen im Sand oder – als Königsdisziplin – der Rettungstriathlon. Es genügt also nicht, schnell und sicher schwimmen zu können. Entsprechend abwechslungsreich und durchdacht ist der Trainingsplan. «Zur Zeit baue ich Kondition auf», führt Ecknauer aus, «später stehen der Sprint, die Schwimmtechnik und die Kraft auf dem Plan.»

Späteres Studium im Fokus

Genauso zielstrebig geht er seine Ausbildung zum Elektroinstallateur bei der Jost Elektro AG in Brugg an. Er mag den abwechslungsreichen Alltag, ist gern unterwegs und freut sich daran, «abends zu sehen, was ich gemacht habe». Ihn fasziniere es, zu wissen, «was alles hinter dem Funktionieren einer Lampe steckt». Gleichzeitig absolviert er die Berufsmatur, um später noch studieren zu können. Elektroingenieur zum Beispiel wäre ein Berufsziel. Was und wo er studieren werde, ob an einer Höheren Fachschule oder einer Universität, hänge jedoch davon ab, wie gut er die Berufsmatur abschliesse. Viel Schule, viel lernen steht bis dahin an. Im aktuell zweiten Lehrjahr drückt er einen Tag die Woche in Aarau die Schulbank für die Berufsmatur und 1,5 Tage die Woche in Brugg für die Berufsschule. Die Berufsmatur schliesst laufend ab, Chemie etwa schloss er vergangenes Jahr ab.

So viel Schule nach der Schule? «Es ist ganz anders als früher in der Schule», betont er. «In der Berufsschule sitzen Schüler, die aus eigener Entscheidung hier sind und für ihren Beruf lernen wollen.» Ausserdem sei der Unterricht sehr praxisorientiert: Als Schüler erkenne man den direkten Zusammenhang des Stoffes zum Berufsalltag.

Sponsoren gesucht

Die Ziele sind gross, wenn auch – mitten in der Ausbildung – noch variabel. Auch im Sport: 2017 möchte Tim Ecknauer vermehrt an Wettkämpfen teilnehmen. Der erste steht bereits Anfang Februar im französischen Colmar an. Später stehen Wettkämpfe in Tschechien, Dänemark, Deutschland und Italien an. Das heisst: mehr reisen, grösserer Zeitbedarf, mehr Ausgaben. Vom Lehrlingslohn lassen sich die Reisen mit Unterkunft kaum bezahlen. Deshalb ist ein grosses Ziel Ecknauers für das neue Jahr, Sponsoren zu finden.

Genau planen muss er jetzt schon, um Sport und Ausbildung gleichzeitig zu meistern. Wird der Sport stärker gewichtet, hat das Folgen in der Ausbildung: Er verpasst Unterrichtszeit und muss den Stoff nachholen, hat jedoch durch intensiviertes Training weniger Zeit und muss auch auf Erholungszeit für seinen Körper achten. Ob ihm das gelingen wird? «Ich werde sehen, wie und ob es zu machen ist», sagt er ruhig.