Ein Wassertropf zu viel

Erich Zuber hat es sich in der Abenddämmerung draussen auf dem Sitzplatz bequem gemacht. Den Stuhl zurechtrücken, nochmals einen Blick in die Zeitung, den Tag ausklingen lassen, Freude am gepflegten Garten: Der richtige Moment, die Gartenbeleuchtung einzuschalten. Blitz, pic, aus.

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Daniel Blatter sieht: Der rechte Schutzschalter ist gekippt.

Oha! Erich Zuber erhebt sich. Willens, den Missstand zu beheben, steigt er ins Untergeschoss und konsultiert das Sicherungstableau. Tatsächlich, da hats einen Kippschalter umgelegt. Seltsam. Aber nicht weiter schlimm. Zurück in die Behaglichkeit des Frühsommerabends. Gartenbeleuchtung ein.

Blitz, pic, aus.

Ärger. Nichts geht mehr. Nicht die Brunnenpumpe, nicht das Sitzplatzlicht, auch nicht der Fernseher. «Keine Ahnung, was da los ist. Da muss ein Fachmann her.»

Hilfe naht

Zuber lebt mit seiner Familie seit 47 Jahren in diesem Haus, mitten in einem schönen Einfamilienhaus-Quartier. In Elektro-Angelegenheiten hat er immer der gleichen Firma vertraut. Er greift zum Hörer, schildert den Missstand.

Tags darauf fährt der Elektroinstallateur Daniel Blatter vor. Seit sechs Jahren arbeitet der junge Mann bei Jost Elektro AG. Er hat schon die Lehre hier gemacht. Jetzt ist ihm ein Service-Fahrzeug anvertraut. Er erledigt unterschiedlichste Service-Aufträge bei Privaten, in Gewerbebetrieben und in Gebäuden der öffentlichen Hand. Zuweilen sind es Neuinstallationen oder Kontrollen, meistens jedoch Reparaturaufträge. Und hier bei Zubers? «Der Fehlerstromschutzschalter löst laufend aus.» – «Verstehe ich nicht, aber ich überprüfe das.»

Ab in den Busch

Erich Zuber erzählt dem Installateur alles bis zum «Blitz, pic, aus». Blatter nickt. Wo mag die Fehlerquelle sein? Er kontrolliert die Beleuchtungskörper im Garten: Alle in Ordnung. Das Kabel? Nichts zu beanstanden. Beim Brunnen, unter dem Rhododendron, dort müsste noch ein Doppelstecker sein. Blatter kriecht ins Buschwerk. Er gibt alles; zeitweise sind nur noch die Beine zu sehen. Dann taucht er wieder auf, den Doppelstecker in der Hand. Das Ding nennt sich «Gartensteckdose mit Erdspiess». Er öffnet das Gehäuse: «Ich habs! Da ist Wasser eingedrungen.» Wie zum Beweis lässt Blatter das bisschen Wasser auf seine Handfläche tropfen. Wie das geschehen konnte, ist schleierhaft. Der Kurzschluss war vorprogrammiert.

Kleine Ursache, grosse Wirkung. Blatter klopft alle Einzelteile aus und legt sie in die Mittagssonne. Zuber ist zufrieden. «Ich bin nicht mehr der Jüngste. Wir sind darauf angewiesen, dass wir bei Pannen eine versierte Kontaktperson haben. Vertrauen zur Person und zur Firma ist uns wichtig.» Nach kurzer Zeit ist alles trocken. Blatter fügt die Einzelteile wieder zusammen. Kontrolle: Nichts mehr zu beanstanden. Der Brunnen plätschert wieder.

Modern Times

Blatter genehmigt sich einen Schluck Wasser und zückt das iPad. Die Zeiten der Rapportzettel gehören der Vergangenheit an. Blatter tippt auf dem Screen die ausgeführten Arbeiten an, erklärt alles dem Kunden. «Eine Stunde Arbeit, dazu die Fahrzeugpauschale. Bitte unterschreiben Sie hier.» Ein Schreibstift ist dazu nicht nötig. Der Finger tuts. Zuber staunt, verzichtet auf einen Kommentar. Auf elektronischem Weg geht das Dokument ins Büro. Die Fakturierung wird automatisch ausgelöst.

Blatter packt seine Siebensachen. Zuber reicht ihm die Hand, bedankt sich. Dann gehts zum Servicefahrzeug. Der nächste Kunde wartet.