Ich machs nicht nur für mich

Tobias Meier absolvierte zwei Lehren unmittelbar nacheinander. Als Forstwart trat er in der Jost Elektro AG die Lehre zum Elektro-installateur an. Im Sommer 2016 hat er diese mit Bravour beendet.

Tobias meier
Tobias Meier absolvierte bei der Jost Elektro AG eine Lehre als Elektroinstallateur.

Tobias Meier (23) ist Forstwart und Elektroinstallateur: offensichtlich ein Mensch mit vielseitigen Interessen. Seine Liebe zur Natur schwang in der Berufswahl obenaus, sodass er sich für eine Lehre zum Forstwart entschied. «Ein sehr schöner Beruf», resümiert er, «aber auch ein sehr gefährlicher: der gefährlichste sogar, laut SUVA.» Hohe Konzentration und bedachtes Vorgehen sind unbedingte Voraussetzungen in diesem Beruf. Beides Dinge, die dem jungen Mann leichtfallen und Teil seines Charakters sind. Er arbeite gerne in der Natur, im Wald, betont er. Doch sein Rücken machte nicht mit. Die schwere Arbeit forderte noch während der Ausbildung ihren Tribut: Starke Schmerzen zwangen ihn immer wieder zu mehrtägigen Arbeitspausen und Therapien. Bald war ihm klar, dass er nicht als Forstwart würde arbeiten können.

Zweitlehre als einziger Weg

Was war zu tun? Die Antwort sollte an einem Abendessen mit seinen Grosseltern geboren werden. Tobias Meiers Grossvater, mit dem ihn seit Kindheit eine innige, vertrauensvolle Freundschaft verbindet, führt ein eigenes Elektrofachgeschäft. Mit seinen damals 84 Jahren war der Grossvater noch täglich im Geschäft engagiert. Doch auch in ihm formte sich die Frage, was zu tun war, wie die geschäftliche Zukunft zu gestalten war. Tobias Meier sah für sich nur die Möglichkeit, eine Zweitlehre zu absolvieren. Baumaschinenmechaniker oder Elektroinstallateur hätten ihn angesprochen, da ihn alles Technische stets interessiert habe. Und als sein Grossvater von seiner Unsicherheit im Bezug auf sein Geschäft erzählte, war für Tobias Meier klar: Elektroinstallateur würde er werden und später das Geschäft seines Grossvaters übernehmen. Noch in der Schulzeit hatte er bei Jost Elektro AG geschnuppert, so fielen der Entscheid, bei dem Unternehmen anzufragen, und der erneute Kontakt leicht. Dann ging alles ganz schnell: «Vom Entscheid bis zum Lehrvertrag dauerte es etwa drei Monate», fasst Tobias Meier rückblickend zusammen.

Seit vergangenem Sommer ist er nun also nicht mehr nur Forstwart, sondern auch Elektroinstallateur. Mit der Note 5,3 gelang ihm die drittbeste Abschlussprüfung seines Lehrjahrgangs. Er hätte damit an den Berufsmeisterschaften teilnehmen können – doch dafür war er zu alt. Das Dilemma des Lehrlings in der Zweitlehre: Er war älter als seine Lehrlingskollegen und in seinem Freundeskreis doch der Einzige, der noch nicht verdiente und noch immer hin und wieder zur Schule ging. Viel Unterstützung in dieser anfänglichen Unsicherheit boten ihm die Familie und seine Freundin. «Es gab Höhen und Tiefen», erinnert er sich, «aber ich fiel nie so tief, aufgeben zu wollen.» Sicherheit und Kraft fand er in seinem Ziel für die Zukunft: die Übernahme des Geschäfts seines Grossvaters. «Ich machte das ja nicht nur für mich», sagt er bescheiden.

Erfahrungen sammeln

Jetzt wolle er erst mal ein Jahr arbeiten und Erfahrungen sammeln, beschreibt der junge Elektroinstallateur seine nächsten Pläne. Dann stünden bereits Weiter- und Ausbildungen an im Hinblick auf die geplante Geschäftsübernahme. Und sein Grossvater? Mittlerweile 87-jährig, sei er noch immer vital, gehe in die Berge wandern und sei im Geschäft aktiv. Die Nachfolge im Unternehmen sei allerdings geregelt, es bestehe für ihn keinerlei Zeitdruck, bekräftigt Tobias Meier. Er werde sich sorgfältig vorbereiten und wertvolle Erfahrungen sammeln, bis er sich in Zukunft bereit und gerüstet fühle, die Verantwortung zu übernehmen. Dennoch ist er bereits im Kleinunternehmen engagiert als Mitglied des Verwaltungsrats. Sein Vater habe das Präsidium übernommen, aber nur falls auch er sich im Verwaltungsrat einbringen wolle. Für diesen Familiensinn, das in ihn gesetzte Vertrauen und die damit einhergehende Möglichkeit, zu lernen, ist der junge Mann sehr dankbar.

Die Vorgesetzten reagierten weitblickend

Dankbar ist er aber auch seinem jetzigen Arbeitgeber, der Jost Elektro AG. «Als Verwaltungsrat in einem anderen Unternehmen bin ich im Handelsregister eingetragen», erklärt er. «Zuvor war es mir deshalb wichtig, offen und ehrlich mit meinen Vorgesetzten zu kommunizieren.» Adrian Bürgi, Inhaber und Zweigniederlassungsleiter Jost Elektro AG Brugg, reagierte wohlwollend und ermöglichte Tobias Meier damit diesen ersten grossen Schritt in Richtung seiner eigenen beruflichen Zukunft.

Und der Forstwart in ihm? «Ich hatte das Glück, ein Stück Wald kaufen zu können», antwortet Tobias Meier. Dort arbeite er hin und wieder in seiner Freizeit ein bisschen.